noch mehr Zitate:

Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst, der identische, zweckgerichtete, männliche Charakter des Menschen geschaffen war, und etwas davon wird noch in jeder Kindheit wiederholt. Die Anstrengung, das Ich zusammenzuhalten, haftet dem Ich auf allen Stufen an, und stets war die Lockung, es zu verlieren, mit der blinden Entschlossenheit zu seiner Erhaltung gepaart. Der narkotische Rausch, der für die Euphorie, in der das Selbst suspendiert ist, mit todähnlichem Schlaf büßen läßt, ist eine der ältesten gesellschaftlichen Veranstaltungen, die zwischen Selbsterhaltung und -vernichtung vermitteln, ein Versuch des Selbst, sich selber zu überleben.
(...)
Die Menschheit, deren Geschicklichkeit und Kenntnis mit der Arbeitsteilung sich differenziert, wird zugleich auf anthropologisch primitivere Stufen zurückgezwungen, denn die Dauer der Herrschaft bedingt bei technischer Erleichterung des Daseins die Fixierung der Instinkte durch stärkere Unterdrückung. Die Phantasie verkümmert.
(...)
Die tauben Ohren, die den fügsamen Proletariern seit dem Mythos blieben, haben vor der Unbewegtheit des Gebieters nichts voraus. Von der Unreife der Beherrschten lebt die Überreife der Gesellschaft. Je komplizierter und feiner die gesellschaftliche, ökonomische und wissenschaftliche Apparatur, auf deren Bedienung das Produktionssystem den Leib längst abgestimmt hat, um so verarmter die Erlebnisse, deren er fähig ist. Die Eliminierung der Qualitäten, ihre Umrechnung in Funktionen überträgt sich von der Wissenschaft vermöge der rationalisierten Arbeitsweisen auf die Erfahrungswelt der Völker und ähnelt sie tendenziell wieder der der Lurche an. Die Regression der Massen heute ist die Unfähigkeit, mit eigenen Ohren Ungehörtes hören, Unergriffenes mit eigenen Händen tasten zu können, die neue Gestalt der Verblendung, die jede besiegte mythische ablöst.


(Theodor W. Adorno - Dialektik der Aufklärung)

und:

Kathie: «Is there any way to win?»
Jeff: «There's a way to lose more slowly»


(Jacques Tourneur - Out Of The Past)

kaffee und grüne bäume

Welch ein Genuss: Eine selbstgebraute Tasse Kaffe, Ausblick auf die inzwischen sattgrünen Strassenbäume vor meinem Fenster, rechts das fröhliche Funkeln der Balkonblümchen in der Vormittagssonne.
Musik: Sam Phillips - A Boot And A Shoe.
Ein kleines Paradies nach den letzten Tagen unterwegs.

In einem anderen Fenster bedroht mich bereits eine ansehnliche Liste unbeantworteter Mails. Später.

Die Autofahrt heute nacht war entspannt, aber doch etwas lang. Kollegen nach Hause fahren in irgendwelche idyllischen Vorstadtwohnsiedlungen, Equipment ausladen und dann hinein in die Mitte der Stadt. Parkplatz suchen fiel aus, da sich wundersamer Weise morgens um halb zwei direkt vor meiner Tür ein Plätzchen fand (Wer fährt hier nachts noch weg? Anscheinend gibt es auch andere, die um diese Zeit noch kein festes Plätzchen haben). Der einzige Fehler war, die Warnungen der Radiostimme zum Anlaß zu nehmen, auf die Ortskenntnis des Navigationssystems zu vertrauen, ohne eine eigene Karte an Bord zu haben. Genauere Informationen über die Strassenverbindungen zwischen den hübschen Orten und Kleinstädten rings um EIsenach sind anscheinend bisher nicht nur mir unbekannt geblieben. Nach dieser fast einstündigen touristischen Schnitzeljagd tauchte schliesslich doch ein blaues Schild auf, das uns zurück zur (inzwischen wieder völlig freien) Autobahn führten. Aber: Hauptsache, es dreht sich.
Den Rest des Tages sollte ich nutzten, um die Zettel und Notizen der vergangenen Tage durchzusehen, und das viel versprechende Potenzial der Kärtchen, Kontakte und Gesprächen sinnvoll ausnutzen. Kommunikation verbessern. Ob ich mir jetzt doch mal so einen IT-Adapter für mein Großhirn anschaffe? Inzwischen sind diese Handteller-Maschinchen ja doch zu einigem in der Lage.
Immerhin bin ich wieder verhalten optimistisch, was die Entwicklungen der kommenden Monate angeht.

Heute Abend erwartet mich noch eine Begegnung ganz anderer Art - muss mir entweder Wachs in die Ohren stopfen oder mich am Mast festbinden lassen...

Ein Wort

Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen
und alles ballt sich zu ihm hin.

Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich -
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich

(Gottfried Benn)

Erklär mir, Liebe

(...)

Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann:
sollt ich die kurze schauerliche Zeit
nur mit Gedanken Umgang haben und allein
nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?

Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn...
Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander
durch jedes Feuer gehen.
Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

(I. Bachmann)

hotel room

mal wieder in so einem geräumigen und gar nicht so sterilen hotelzimmer in einer anderen großstadt. statt tv ein wenig bloggen und blogs lesen, das ist neu - fast kommt ein wenig heimatgefühl auf.

die letzten stunden auf der autobahn vorhin - ziemlich flatterig und seeehr müde. war nicht einfach, den schwarzen elefanten auszuweichen, die da immer mal am rand der fahrbahn auftauchten. und als plötzlich dieses graue schlauchboot links neben mir herfuhr, wusste ich: zeit für einen espresso. doppelt.

aber jetzt bin ich hier angekommen, für ein paar tage mein zuhause.

denke an h und ob ich sie wohl wiedersehen werde. immer noch kein entschluss. aber hier vermisse ich sie gerade. das ist es aber nicht, was sie will.

markt

da werd ich morgen früh mein päckchen packen und mal wieder ein paar tage lang versuchen, umsatz zu machen. fertige waren, angedachte produkte und mögliche projekte anpreisen und feilbieten. jetzt sitz ich gerade noch an ein paar texten für die neueste kunde-ich-habe-dich-verstanden präsentation, wie das so meine art ist. kurz vor schluss. dann noch schnell die hemden bügeln und morgen bei sonnenaufgang gehts wieder los. freu mich jetzt schon auf das wochenende!

unfassbar

klingeltonverpapstung

lebenszeichen

na sowas. in meiner mailbox war doch tatsächlich mal wieder eine mail von h. ganz kurz, nix neues, business as usual. ich denke: na schön, hoffentlich habe ich inzwischen genug gelernt, jetzt nicht gleich wieder in diesen emotionstunnel reinzustürzen. ich fühle: innerhalb von sekunden eine deutliche erektion. ich hoffe: dass wir uns irgendwann wie erwachsene menschen begegnen, in jeder hinsicht und beziehung.

noch einer...

irgendwie ermutigend - andern geht's genauso: die liebe liebe...

gute nacht

13_vr278s

Egon Schiele - Sitzendes Mädchen mit gelbem Tuch

comments

Hm kommt mir bekannt...
Hm kommt mir bekannt vor, hab auch mal gesucht und...
NBerlin - 14. Mai, 12:50
bin hier gestrandet,...
bin hier gestrandet, einfach so. gefällt mir. vielleicht...
logi-cal - 28. Apr, 22:24
Wunderschoen geschrieben...
Wunderschoen geschrieben und ich kenne den Moment nur...
Vina - 21. Feb, 15:49
willkommen daheim...!...
also, ich bin noch da, spurlos, obwohl auch ich seit...
wimpernschlag - 24. Dez, 21:29
beides ...
beides ...
Desideria - 17. Dez, 18:29
das mit den giraffen,...
das mit den giraffen, meinst du? oder den bluuuuues...
spurlos - 23. Nov, 02:03
ich kann das sehr gut...
ich kann das sehr gut verstehen ...
Desideria - 22. Nov, 22:49

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